Stark. Das Boot ist im Wasser, der Spätsommer hält an – jetzt wollen wir endlich die Früchte unserer Arbeit ernten und ganz viel über die Berliner Gewässer schippern. Doch der Motor macht uns einen Strich durch die Rechnung.
An einem lauen Samstag Nachmittag treffen wir uns am Liegeplatz in Oberschöneweide, wo unser Boot jetzt wohnt. Marc und Grischan verstärken zuerst die Motorhalterung; später kommen Hannah und ihr amerikanischer Besuch Zach dazu. Zusammen wollen wir eine Spritztour zur Rummelsburger Bucht machen.
Noch während der Fahrt bauen wir einen Lärmschutz (aka Holzkiste) für den Motor. Wir schippern gemütlich durch die Abendsonne und bestaunen die schon fertigen Hausboote (- und Siedlungen) am Ufer.
Zach ist völlig beeindruckt und staunt über die verrückten Konstruktionen, die uns auf dem Weg begegnen. Wir machen es uns an Deck gemütlich und stoßen voller Vorfreude mit einem Feierabendbier an: So kann es weiter gehen in diesem Spätsommer, denken wir – aber irren uns leider gewaltig.
Für den folgenden Donnerstag laden wir ein paar Leute zur nächsten Tour ein. Ziel ist der Müggelsee. Es ist der letzte richtig warme Tag des Jahres. Wir sind optimistisch und packen sogar Badesachen ein. Mit an Bord sind Maggie, der kleine Oscar und Noemi. Vor dem Losfahren dauert es schon eine halbe Stunde, bis wir den Motor zum Laufen kriegen, dann geht es endlich los.
Wir fahren durch Köpenick Richtung Müggelsee und werfen den Anker in der Bucht vom schwimmenden Restaurant „Arche“, wo es eigentlich auch einen schönen Badestrand gibt. Aber die Spree ist leider so grün und siffig, dass außer Oscar keiner Lust hat, die Füße ins Wasser zu stecken. Wir bleiben also an Bord, um die letzten Sonnenstrahlen abzufangen.
Auf dem Rückweg stottert plötzlich der Motor. Das Benzin ist alle. Kein Problem, denken wir, und füllen das Benzin-Öl-Gemisch nach (unser Motor ist nämlich kein Selbstmischer, obwohl er beim Kauf so angepriesen wurde). Nach dem Nachtanken springt der Motor ohne Zicken (aber mit Choke) an.
Langsam wird es dämmrig und wir haben noch keine Beleuchtung am Boot, wir müssen uns also sputen, um rechtzeitig zurück zu sein. Selbst das Drachenboot, dass an uns vorbei zieht, hat schon die Lichter eingeschaltet. Zum Glück ist unser Liegeplatz schon in Sicht.
50 Meter vor dem Anlegen drosseln wir den Motor – woraufhin dieser unerwartet aus geht. Und auch keine Anstalten macht, sich wiederbeleben zu lassen. Schlecht, denn der kleine Oscar wird langsam quengelig und die anderen machen sich Sorgen, wie wir jetzt an Land kommen sollen. Paddel haben wir dummerweise nicht an Bord.
Grischan fackelt nicht lange und legt sich bäuchlings vorne aufs Boot. Er lässt sich von der grünen Spree nicht abschrecken und paddelt uns mit den Händen in Richtung Steg. Tatsächlich kommen wir gaaaaanz langsam vorwärts, aber nicht schnell genug.
Als die sportlichen Drachenboot-Paddler noch mal vorbei flitzen, fragen wir sie um Hilfe. Nach kurzem Murren entscheiden sie, uns einen kräftigen Schubs in Richtung Ufer zu geben. Sie nehmen Anlauf, fahren dann mit voller Kraft auf uns zu und schieben unser Boot galant einige Meter nach vorn. Der Schub reicht, dass wir tatsächlich einparken können.
Noch denken wir, dass der Motor eine vorübergehende Kinderkrankheit hat. Aber das stimmt leider nicht. Beim nächsten Treffen springt er wieder nicht an. Trotz fachmännischer Hilfe von Passanten (einem netten älteren Herrn, der uns sogar noch sein altes Bootswerkzeug schenken will), finden wir den Fehler nicht.
Zündkerzen ausbauen und reinigen, mit und ohne Choke starten, nichts hilft. Schließlich baut Zeno sogar noch den Vergaser aus und reinigt ihn, wie vom Händler empfohlen. Aber als wir ihn voller Zuversicht wieder einbauen, geht immer noch nichts.
Schließlich geben wir uns geschlagen. Wenn auch schweren Herzens – sehr gerne hätten wir den milden Herbst noch zum Fahren genutzt.
Jetzt ist der Suzuki DT 9.9 zurück auf dem Weg nach Holland zu seinem Händler, nach insgesamt nur drei Fahrten. Wir hoffen, dass wir den Kaufpreis erstattet bekommen und im nächsten Frühjahr wieder durchstarten können. Bis dahin macht das Boot jetzt Winterschlaf in Oberschöneweide.